Psychische Erkrankungen bei Arbeitslosigkeit: Neue Zahlen zeigen Schwerpunkte auf

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Eine aktuelle Studie der Bundesagentur für Arbeit zeigt (2025) zeigt: mehr als die Hälfte der arbeitslosen Menschen, die zwischen 2016 und 2021 eine sozialmedizinische Begutachtung durchliefen, leiden unter mindestens einer psychischen Erkrankung. Insgesamt wurden über 4,2 Millionen Personen untersucht – bei 52,1% wurde eine psychiatrische Diagnose gestellt. Wichtig: die Zahlen sind nicht nach SGB II und SGB III getrennt und Prozentangaben beziehen sich nur auf die Personen, die zum Ärztlichen Dienst geschickt wurden – nicht auf Erwerblose in der Gesamtheit!

Dabei dominieren drei Krankheitsbilder:

Wer ist besonders betroffen?

Von den Betroffenen wurden rund 40% der Betroffenen als voll arbeitsfähig eingestuft (mehr als 6 Stunden täglich). Besonders bei Depressionen und Angststörungen ist die Arbeitsfähigkeit oft erhalten. Dies zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen durchaus in der Lage sind, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden – wenn sie die richtige Unterstützung erhalten. Was die Studie allerdings nicht klärt: gibt es passende Stellen für diese Zielgruppe und inwiefern kann diese "richtige" Unterstützung auch mit dem aktuellen Betreuungsschlüssel realisiert werden?

Zur Integration regt die Studie folgende Punkte an:

Psychische Erkrankungen sind im Kontext von Arbeitslosigkeit ein zentrales Thema. Wer arbeitslos ist, leidet häufig unter psychischen Belastungen – und wer psychisch krank ist, hat es schwerer, wieder Arbeit zu finden.

Was bedeutet das nun für die Beratung?

Einerseits muss klar gesagt werden, dass die Studie nicht auf die Beratung im Jobcenter verweist, sondern vielmehr auf die darüberhinausgehenden Angebote verweist. Anderseits liegen diese oft nicht in ausreichender Zahl vor bzw. sind auf einzelne Projekte (wie z. B. rehapro) begrenzt, womit die Beratung doch wieder als letzte Instanz im Raum steht. Daher gibt es an dieser Stelle ein paar Impulse, um die Beratung zu erleichtern.

1. Grundgedanke: Psychische Erkrankungen sind weitläufig in der Bevölkerung verbreitet!

Generell spricht man immer von ca. einem Drittel der Bevölkerung, die im Laufe eines Jahres die Kriterien für eine psychische Erkrankung erfüllen. Sie können jetzt also für sich überlegen: ist es mein Nachbar links neben mir, rechts neben mir oder bin ich es selbst? Eine Person von ihnen dreien ist es laut Statistik. Es trifft also jeden und ist nicht besonders selten.

2. Grundgedanke: Keine psychische Erkrankung ohne funktionale Einschränkungen oder persönliches Leiden!

Psychische Erkrankungen wirken für viele Menschen mysteriös und dann wird versucht, anhand verschiedener Kriterien eine Diagnose zu ermitteln. Aus persönlicher Sicht als Coach (nicht Therapeut) empfehle ich jedoch den Blick auf die Einschränkungen im Alltag bzw. das persönliche Leiden. Hier gibt es einfachere Gesprächsansätze, weil ich empathisch begleiten kann und nur am Rand sanft Sorgen und Befürchtungen benenne – und gleichzeitig zu keiner Zeit die andere Person verurteilen werde, weil die Auswertung anderer Kriterien eine bestimmte Diagnose ergeben hat.

3. Grundgedanke: Die Menschen sind Ü18!

Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind im Regelfall normal geschäftsfähig und müssen sich auch im Alltag behaupten können. Das bedeutet für den Beratungsalltag:

Weitere Anstöße für eine gute Beratung im Kontext psychischer Erkrankungen gibt es bei uns im Seminar "Umgang mit psychischen Problemen".

Quelle: Roser, P., Manz, K., Scherbaum, N. et al. Prevalence of mental disorders and work ability among unemployed individuals in Germany: a register-based analysis of socio-medical assessments by the Federal Employment Agency between 2016 and 2021. BMC Public Health 25, 475 (2025). https://doi.org/10.1186/s12889-025-21603-z

2025-08-05
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