Buchempfehlung "Es gibt keine Narzissten! Nur Menschen in narzisstischen Nöten"

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Das Buch "Es gibt keine Narzissten! Nur Menschen in narzisstischen Nöten" von Klaus Eidenschink hat ein längeres Dasein zwischen meinen anderen Fachbüchern gefristet - und wurde nun mit einiger Verzögerung doch komplett gelesen. Und an der Stelle darf ich meine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen: es enthält einen klaren und doch sehr vorurteilsfreien Blick auf das Thema "Narzissmus". Es kämpft mit Vehemenz gegen die klassische Stigmatisierung und hebt den Interaktionskontext hervor. Statt also auf andere zu zeigen und "Narzisst" zu rufen, zeigt es kritische Punkte auf, an denen wir selbst zu Narzissmus neigen oder andere in ihrem Narzissmus bestärken.

Was ist nun eigentlich Narzissmus? Eigentlich ist es "nur" die Unfähigkeit, sich selbst zu sehen. Stattdessen erfolgt die Orientierung an Idealen, die zudem mit Grandiosität geschmückt sind – bei gleichzeitig sehr viel Sensibilität für Kränkungen. Um es auf den Punkt zu bringen: "Work hard. Play hard." oder auch "Werde die beste Version deiner Selbst." Es geht hierbei um Ansichten, die mitten in der Gesellschaft sind - keine Randphänomene.

Doch wie gelingt der professionelle Umgang, der wirklich hilft? Eidenschink arbeitet in seinem Buch die häufigsten Fallen im Beratungsprozess heraus.

Instrumentalisierung der Beratungsrolle: Menschen in narzisstischer Not versuchen oft, die Kontrolle zu behalten. Sie nutzen die Rolle des Auftraggebers ("Wer zahlt, schafft an.") und erwarten, dass Berater ihre Wünsche ausführen. Wer sich darauf einlässt, stabilisiert die Not, statt sie zu lösen. Die Lösung: sorgen Sie sich auch um sich (in Ihrer Beratungsrolle). Erfüllen Sie nicht das Ideal, die beste Beraterin oder der beste Berate sein zu müssen.

Falsche Wertschätzung: Aussagen wie "Sie sind der Beste!" dienen dazu, Berater unschädlich zu machen und eine narzisstische Symbiose zu erzeugen. Wer sich davon beeindrucken lässt, verliert die professionelle Distanz. Die Lösung: entwickeln Sie ein klares Selbstbild mit einem angemessenen Selbstwert. Eidenschink formuliert es sehr hart und direkt: Wertschätzung für sich selbst sollte im Erwachsenenalter ausschließlich von sich selbst kommen.

Selbstidealisierung des Klienten: Manche Klienten versuchen, als "bester Klient" zu erscheinen und den Berater durch Lob zu manipulieren. Auch hier droht eine dysfunktionale Beziehung, die Veränderung verhindert. Die Lösung: schauen Sie kritisch hin! Wieso ist da jemand, der so gut mitmacht, so viel weiß, so reflektiert ist… und dennoch bei Ihnen sitzt?

Narzisstische Versprechen auf Beratungsseite: Slogans wie "Mit mir werden Sie der Beste!" ziehen Klienten an, die sich mit dem Berater aufwerten wollen. Die Beratung wird zur gegenseitigen Inszenierung, statt zur echten Hilfe. Die Lösung: eigenen Narzissmus reduzieren. Machen Sie sich bewusst, dass es tausende anderer Orte gibt, an dem der Person geholfen werden kann – Ihre Beratung ist nichts Außergewöhnliches.

Was bedeutet das nun für den Alltag? Ich möchte dabei nicht den Blick darauf lenken, wie Menschen in narzisstischen Nöten geholfen werden kann. Für mich ist vielmehr wichtig, wie gehe ich gesund mit den narzisstischen Nöten in meinem Umfeld um. Letztlich kommen dabei wieder klassische Themen in den Vordergrund: ein klares Selbstbild (mit allem Guten und Schlechten), ein gesunder Blick auf eigene Werte und Ideale, eigene Extreme kritisch beäugen und ein gesunder Umgang mit eigener Angst und Scham (ohne andere zu beschämen).

Wer Ansätze sucht, um Narzissmus zu erkennen ohne klassischen Mythen aufzusitzen und sich auch vor Manipulation schützen möchte, findet dazu noch weitere Anregungen: "Es gibt keine Narzissten! Nur Menschen in narzisstischen Nöten - Eine Handreichung für alle und jede(n)" von Klaus Eidenschink

2025-09-11
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