Beim Schulen von Gesprächsführungs- und Kommunikationskompetenzen kommt eines häufig zu kurz: Das Eingehen auf Mimik, Gestik und Körperhaltung. Dabei spielen körpersprachliche Signale in der zwischenmenschlichen sowie beruflichen Kommunikation eine ebenso große Rolle wie gesprochene Worte. Fehlerhafte Interpretation sowie Überbewertung einzelner wahrgenommener Signale können zu Unmut, Missverständnissen und Konflikten führen und damit eine vertrauensvolle Arbeit erschweren oder gar unmöglich machen.
Mimik, Gestik und Körperhaltung KÖNNEN über eine Reihe von Dingen Aufschluss geben, z.B.
- aktuelle Emotionen (z.B. Lächeln ohne Beteiligung der Augenringmuskeln deutet auf ein soziales Lächeln anstelle wahrer Freude hin)
- den empfundenen sozialen Status (z.B. offenere Beinhaltung für einen höheren empfundenen Status)
- die Motivationsausrichtung (z.B. Neigung des Kopfes nach hinten als Anzeichen für Vermeidungsmotivation),
- Persönlichkeitseigenschaften (z.B. extrovertierte Personen zeigen mehr redeunterstützende Gestik)
sowie Denkprozesse, Kognitive Ladung, Aktivierung des Nervensystems (Arousal) oder auch Interaktionsqualität.
Ein toller zusätzlicher Informationskanal zu gesprochenen Inhalten also! Es bedarf allerdings viel Übung diese Signale wahrzunehmen und richtig zu interpretieren. Oft werde ich gefragt, woran man denn sicher erkennen könne, dass eine Person gerade lügt. Hier ist sich die Forschung einig: Es gibt keinen einzelnen Indikator fürs Lügen. Zwar gibt es Indizien (im Forschungskontext auch SPOTs genannt) wie z.B. die Erhöhung der Blinzelgeschwindigkeit. Diese müssen aber immer in den Kontext gesetzt und mit anderen Signalen zusammen auftauchen. Ein höchst komplexer Prozess, den wir lieber Kriminalisten überlassen sollten.
Fazit: Die Mimik einer Person zu „entschlüsseln“ ist im Alltag und komplexen Gesprächssituationen nahezu unmöglich. Körpersprache wahrzunehmen und selbst zu beeinflussen ist i.d.R. leichter, bedarf aber auch einiges an Übung. Im Zweifel ist es sinnvoller das Gegenüber auf wahrgenommene Inkongruenzen zwischen Gesagtem und gezeigten Verhalten sowie Abweichungen von dessen Normalverhalten anzusprechen und zu ergründen.
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von Eva Geisler